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MACHEN 2

Nicoleta Dănilă & Carolin Kropff
22. 08. 2021

MACHEN 2

Das Werkstattgespräch widmet sich dem Thema textiler Handarbeit und künstlerischer Praxis. Es nimmt Bezug auf die vorangehende Ausstellung „“ - Hassan Sharif & Carolin Kropff- und das gemeinsame Machen eines Quilts mit der Schauspielerin und Regisseurin Nicoleta Dănilă. Am Beispiel des englischen Paper Piecing wird Textil als künstlerisches Material erfahrbar gemacht, und die Grundlagen der Herstellung von Quilts sowie des Quiltens als soziale Praxis werden vorgestellt.

MACHEN 2
Von Sonja Müller
Die Veranstaltungsreihe MACHEN haben wir uns ausgedacht, um zu erspüren, was das gemeinsame Tun mit unserem Denken und Reflektieren macht. Es geht heute um eine alte Handwerkstechnik – das Quilten. Und es erschließt sich mir eine neue Welt.

Ich habe gelernt, das Patchwork und quilten etwas anders ist, aber durchaus miteinander verbunden werden kann. Habe mich im englischen Paper piecing erprobt und einmal mehr festgestellt, das das nähen mit Nadel und Faden nicht wirklich meine Leidenschaft ist.

Dazu habe ich viel zur Geschichte, gesellschaftshistorischen und kulturellen Herkunft gehört: Das weiter verarbeiten vorhandener Stoffreste, meist aus Armut, aus denen wärmende Decken entstehen. Recyceln, wie man heute sagt. Auch das die Quilts in anglo-amerikanischen Staaten zum Alltag gehören, bis heute offenbar, ist mir neu. Die frühen amerikanischen Siedler, die aus Mangel mit kleinsten Stoffstückchen arbeiten mussten, haben das Quilten und das Patchwork zu einer handwerklichen Kunstform gemacht. Das gemeinsame Arbeiten der Siedlerfrauen war ein wichtiges soziales Ereignis, kleine Patchworkstücke wurden gemeinsam zu Quilts verarbeitet, Neuigkeiten und Geschichten ausgetauscht.

Ich habe gelernt, dass es ein Revival des Quiltens und verschiedene Strömungen und Typologien gibt. Sich auch in Deutschland diverse Gruppen formieren, sich zusammenschließen, gemeinsam quilten (oder auch nicht) und verschiedene Techniken ausprobieren. Viele Bücher gibt es und Anleitungen im Netz; einer Technik die ursprünglich durch das gemeinsame MACHEN weiter gegeben wurde von Generation zu Generation.

Carolin Kropff ist Malerin und hat zuvor eine Ausbildung als Herrenmaßschneiderin gemacht und am Theater Bühnenbilder inszeniert. Inzwischen hat sie Textil als künstlerisches Arbeitsmaterial wieder entdeckt und verbindet ihr kreatives Schaffen mit einem großen Interesse an Handarbeitstechniken und deren sozialer Komponente des gemeinsamen Tuns.

Was Carolin am Quilten (und auch an anderen textilen Techniken) besonders interessiert, ist vor allem auch das (langsame) Tun mit der Hand, der Entstehungsprozess eines künstlerischen textilen Werks über mehrere Fertigungsstufen, die Bildfindung. Was in diesem Fall heißt: den Stoff zu wählen oder gar selbst zu bemalen, die Auswahl der Farb- und Formdetails und das Zuschneiden der Hexagone, das aneinander–komponieren der Patchworkstücke und schließlich der Prozess der Entstehung einer großen Form.

Ich muss sagen, ich habe viel gelernt heute Nachmittag. Das, was mich vielleicht am nachhaltigsten beeindruckt hat, sind die Memory Quilts: Die Idee, Stoffe, die mit Erinnerungen behaftet sind oder Kleidung geliebter Personen zu verwenden und über eine traditionelle, kontemplative textile Technik ein zweites Leben einzuhauchen, finde ich wunderschön.

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