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Über Quilts und Gee´s Bend



Als ich 2018 in Norwich mit Felicity arbeitete, stieß ich in ihrem Wohnzimmer über Bücher über Textilien der Welt und insbesondere über Quilts. Aufgewachsen in Deutschland hatte ich wenig bis keinen Kontakt mit ihnen. Ich dachte, sie seien uninteressant und nie fielen sie mir in amerikanischen Filmen auf.

Das änderte sich nun. Ich war sofort hingerissen, ohne zu wissen, was mich anzieht. Also begann ich zu recherchieren und je mehr ich über das Thema erfuhr, desto mehr musste ich wissen.

 

Die Geschichte der Quilts fantastisch. Sie erzählt von enormen kreativen Erfindungen mit minimalen Mitteln, ist sozial und ökonomisch bedeutsam und ihre Erscheinungen sind ornamental, farbenfroh, geometrisch, improvisiert, figurativ und erzählerisch.

 

Stoffe können vor dem Nähen, und auch danach, bemalt und bedruckt werden. Sie können bestickt, appliziert, ausgeschnitten und wieder zusammengenäht werden. Eigene Stoffe und Oberflächen werden geschaffen. Wir können uns damit zudecken und warmhalten. Sie schützen vor zu viel Sonne, kleiden uns, sind verspielt oder kalkuliert. Jedes Stück erzählt etwas über die Macherin, ist präzise in der Umsetzung oder leichtfüßig unregelmäßig.


Von Anbeginn der Menschheit nehmen wir Material in die Hand. Wir begreifen unsere Welt.

 

Wenn ich Stoffe nehmen, sie auf meinen Schoss legen und mit der Hand zusammennähe, erleben ich mich verbunden mit einer Welt, in der es üblich war, mit der Hand Dinge zu schaffen. Es hat etwas Beruhigendes und  Vergewisserndes. Die Art und Weisen sind so einfach wie komplex, ein Blick zurück zu unseren Vorfahren ist nötig, um zu schauen, wie haben es unsere Vorfahren gemacht. Durch viele Hände über viel Zeit sind die Anleitungen entstanden, die sich erzählen lassen. Sie sind am einfachsten zu lernen, wenn wir zuschauen und nachmachen können, in der mündlichen Überlieferung. Es liegt eine Schönheit in der Erfahrung, die Anleitungen für mich individuell nutzbar zu machen, mich in einem größeren Kontext zu erleben. Das Machen und die Geschichte der Quilts erzählen von diesen menschlichen Bedingungen und Vergewisserungen.

 

Wir quilten gemeinsam, weil der Prozess oft ein kollaborativer ist, langsam ist und in der Gemeinschaft mehr Freude macht.  Wir patchen, um nachhaltig mit unseren Ressourcen umzugehen, als ein Akt uns an Menschen und Zeiten zu erinnern, um Babys willkommen zu heißen, wichtige Ereignisse zu feiern, um symbolisch Stücke zusammenzunähen, wenn das Leben in Stücke zerfällt. Wir bringen Ideen über unsere sozialpolitische Welt mit Craftivism zum Ausdruck. Für Gee’s Bend war Quilten überlebensnotwendig. Sie haben Kunstgeschichte damit geschrieben, die interessanter Weise immer wieder neu entdeckt wird.

 

 

 

 

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