Die Geschichte der Quilts ist fantastisch. Sie erzählt von enormen kreativen Erfindungen mit minimalen Mitteln und von ihrer sozialen Bedeutung. Ihre Erscheinungen sind ornamental, farbenfroh, geometrisch, improvisiert, figurativ und erzählerisch. Sie schützen uns vor Kälte, kleiden uns, sind verspielt oder kalkuliert. Jedes Stück erzählt etwas über ihre Macherin, ist präzise in der Umsetzung oder leichtfüßig unregelmäßig.
Stoffe können bemalt und bedruckt werden. Sie können bestickt, appliziert, ausgeschnitten und wieder zusammengenäht werden. Eigene Stoffe und Oberflächen werden so geschaffen.
In meinen Händen
Wenn ich Stoffe in die Hand nehme, sie auf meinen Schoß lege und mit der Hand zusammennähe fühle ich mich verbunden mit einer Welt, in der es üblich war, Dinge mit den Händen zu schaffen. Es hat etwas Beruhigendes und Vergewisserndes. Die Methoden dafür sind dabei so einfach wie komplex.
Ein Blick zurück zu unseren Vorfahren ist notwendig, um zu verstehen, wie sie mit textilem Material umgegangen sind. Über viele Hände und einen gewaltigen Zeitraum hinweg sind Anleitungen entstanden, die nacherzählt werden können. Diese sind am einfachsten zu lernen, wenn wir zusehen und nachahmen können – in der Tradition der mündlichen Überlieferung.
Es liegt eine besondere Schönheit in der Erfahrung, diese Anleitungen für mich individuell nutzbar zu machen und mich in einem größeren Kontext zu erleben. Das Machen und die Geschichte der Quilts erzählen von diesen menschlichen Bedingungen und Vergewisserungen.
Wir quilten gemeinsam. Der Prozess ist langsam und macht in Gemeinschaft mit anderen mehr Freude. Wir patchen, um nachhaltig mit unseren Ressourcen umzugehen, als ein Akt uns an Menschen und Zeiten zu erinnern, um Babys willkommen zu heißen, wichtige Ereignisse zu feiern, um symbolisch Stücke zusammenzunähen, wenn das Leben in Stücke zerfällt. Wir erleben uns als kreativ. Wir bringen Ideen über unsere sozialpolitische Welt mit Craftivism zum Ausdruck. Für Gee’s Bend war Quilten überlebensnotwendig. Sie haben Kunstgeschichte damit geschrieben, die interessanter Weise immer wieder neu entdeckt wird.
Hier ist ein tolles Portrait von den Frauen von Gee´s Bend von der NYT:
Ich liebe das "Radical Quilting" von Rosie Lee Thompkins: https://www.nytimes.com/interactive/2020/06/26/arts/design/rosie-lee-tompkins-quilts.html.
Die Patchworks und Quilts aus Gee’s Bend sowie die von Rosie Lee Thompkins sind in ihrer Einzigartigkeit auf magische Weise unnachahmlich. In ihnen sind klassiche Patchworkblöcke anwesend, ohne ins Auge zu springen, wie Improvisationen von Melodien im Jazz. Ihr unfehlbarer Sinn für Farbe und Stoffqualität und ihr Arbeitsethos sind eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration für mich.
Commenti